Steiner, Uwe C. / Wim Peeters (Hrsg.). Opferdramaturgie nach dem bürgerlichen Trauerspiel - Zur Viktimologie der Geschlechter in Drama, Libretto und Prosa. Königshausen & Neumann, 2024.

Opferdramaturgie nach dem bürgerlichen Trauerspiel

Zur Viktimologie der Geschlechter in Drama, Libretto und Prosa
  • Königshausen & Neumann
  • 2024
  • Taschenbuch
  • 250 Seiten
  • ISBN 9783826076312
Herausgeber: Uwe C. Steiner / Wim Peeters

Zwischen 1760 und 1850 werden die Gründe für noch gegenwärtige Opferdiskurse gelegt. Seit dem bürgerlichen Trauerspiel besetzt in einer expliziten Engführung zwischen Geschlecht und tragischer Funktion meist das weibliche Opfer die tragische, männliche Täterschaft komplementär die antagonistische Position: Die Dramen überhöhen die >Victimae< zu >Sacrificia< und bringen das Opfer mit der seinerzeit akuten Geschlechteranthropologie in Verbindung. Lessings Emilia Galotti hatte ein wirkmächtiges Schema geprägt, das die nachfolgende Dramatik von Lenz, Caroline Schlegel, Schiller oder Goethe, über Kleist, Werner und Grillparzer bis hin zu Hebbel, Hauptmann oder Hofmannsthal in mimetischer Anknüpfung und Absetzung fortschreibt. Oft beobachten auch Romane das enge Band zwischen Gender, Tragödie und Opfer. Bis

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hin zu Elfriede Jelinek, Botho Strauß oder Lars von Trier wirkt der Zwiespalt zwischen aufgeklärter Opferkritik und ästhetischem Opferkult nach. Ob die Darstellung des Opfers den Darstellungscharakter schon des realen Opfers erhellt, und damit auch die Darstellungsfunktion von Geschlecht, oder ob sie vom Opfer entfachte Leidenschaften nährt, bleibt bis heute fraglich.

Am 01.07.2024