"Ein Feuerwerk" der Sprache und der Ironie nennt Rezensent Fokke Joel Dmitrij Kapitelmans autobiografischen Roman, von dem er sich zunächst gut unterhalten, dann leicht genervt und schließlich ernsthaft berührt fühlt. Die Erzählung beginnt mit Kapitelmans Entscheidung, nach 25 Jahren in Deutschland die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen. Warum gerade jetzt, fragt sich der Leser. Und Kapitelmann erklärt: Lange wollte er seinen zur Verklärung neigenden Eltern beweisen, dass er zu ihnen gehört. Als diese jedoch immer wunderlicher werden und beginnen, Putin zu glorifizieren, distanziert er sich -und beantragt die deutsche Staatsbürgerschaft. Allerdings fehlt ihm für den Antrag noch eine beglaubigte Kopie seiner Geburtsurkunde, weswegen er nach Kiew reisen muss, erklärt Joel. Von der Reise und seinen zwiespältigen Gefühlen gegenüber den Eltern erzählt der Autor eindrücklich und mit sehr viel Witz und Ironie - so viel Witz und Ironie, dass der Rezensent es irgendwann über hat. Sobald jedoch Kapitelmans kranker Vater für eine dringend notwendige Behandlung ebenfalls nach Kiew kommt, wandelt sich der Erzählton plötzlich. Alle Ironie fällt ab und übrig bleibt Wahrhaftigkeit, was den Rezensenten für den "überdrehten Witz" entschädigt.